Sehr geehrte Frau Kupke,
Auch ich bin der Meinung, dass man die Benennung mancher Straßen, Plätze und Monumente nach mehr oder weniger umstrittenen Personen durchaus in Frage stellen kann und sogar soll. In Ihrer Auflistung in diesem Sinne fragwürdiger Personen vermisse ich Bismarck. Bismarcks Politik war nur getrieben von seinem Bestreben, die Macht Preussens zu vermehren. Zu diesem Zweck führte er den Krieg geben Dänemark 1864 und den Krieg gegen Österreich 1866 und schließlich den Krieg gegen Frankreich 1870/71. Diese Kriege kosteten 100.000 ten von Menschen das Leben oder die Gesundheit. Es ging ihm nur um Macht. Besonders verhängnisvoll war der Krieg gegen Frankreich 1870/71 und die für Frankreich erniedrigende Ausrufung des Deutschen Reichs in Versailles. Diese Demütigung Frankreichs hat dazu geführt, dass sich in Frankreich der Wunsch nach Vergeltung ins nationale Bewusstsein eingegraben hat und dass Frankreich nach Verbündeten gesucht hat, vorzugsweise Russland und später England. Ohne den Krieg 1870/71 hätte es höchstwahrscheinlich den 1. Weltkrieg nicht gegeben und ohne den 1. Weltkrieg nicht den 2. Weltkrieg. Für mich ist Bismarck mit seinem unbändigen Streben, die Macht Preussens zu vermehren, einer der Hauptverursacher der beiden Weltkriege. Nun wird Bismarck zugutegehalten, dass er die Sozialversicherung eingeführt hat. Dazu muss man wissen, dass er dies nicht aus Mitleid mit der Arbeiterklasse getan hat, sondern um die Sozialdemokratie und damit die Arbeiterklasse politisch ruhig zu halten. Bismarck wurde auch immer gelobt für seine „brilliante“ Außenpolitik. Aber diese ständige Suche nach Ausgleich mit den anderen europäischen Großmächten wäre gar nicht nötig gewesen, hätte er nicht den Krieg gegen Frankreich 1870/71 und seine Machtpolitik zugunsten Preußens geführt. Vor diesem Hintergrund ist es für mich nicht fassbar, dass es in Deutschland noch so viele Straßen, Plätze und Denkmäler gibt, die an Bismarck erinnern.
Mit freundlichen Grüßen
Elmar Kober,
Toblacher Str. 38
73773 Aichwald