Zu Corona: Erster virtueller Themen-Stammtisch der Schurwald-FDP -Mai 2020

Der in Corona-Zeiten von der Schurwald-Halle ins Internet umgezogene Themen-Stammtisch hatte bereits im Vorfeld für deutlich mehr Aufmerksamkeit auf der Homepage der Schurwald-FDP gesorgt. Nach der ersten öffentlichen Video-Konferenz ergibt sich aus der Reaktion von über drei Dutzend Teilnehmern wie Beobachtern, dass dieses Format auch jenseits der aktuellen Pandemie zu einer festen Einrichtung für den politischen Informations- und Meinungsaustausch werden kann, ohne den direkten menschlichen Austausch „face to face“ je ersetzen zu können.

Erfolgreiche Video-Konferenz-Premiere vom 20. Mai 2020

„Corona und die Experten, die Medien und die Politik“

Referenten auf dem virtuellen Podium waren für eine medizinische Sicht der leitende Oberarzt der Klinik für Gefäß- und Thoraxchirurgie am Klinikum Esslingen, Dr. med. Rainer Sätzler (Aichwald), für eine Perspektive aus der Politik der stellvertretende Vorsitzende und gesundheitspolitische Sprecher der baden-württembergischen FDP/DVP-Landtagsfraktion, Jochen Haußmann, MdL, (Kernen im Remstal) und für einen medienpolitischen Standpunkt der Journalist Wolfgang Heinzel (Biberach) vom Landesvorstand des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV) Baden-Württemberg. Moderator war der Vorsitzende des FDP-Ortsverbands Schurwald, Dr. Josef Dornbach (Aichwald).

Dr. med. Rainer Sätzler, dessen offener Brief an die FDP/DVP-Landtagsfraktion Anstoß für die öffentliche Video-Konferenz war, erläuterte auf die Eingangsfrage des Moderators einige Behandlungsmöglichkeiten.

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Dr. med. Rainer Sätzler

Bei der kleineren Gruppe der schwer Infizierten sei in der Regel eine Betreuung auf der Intensivstation eines Krankenhauses nötig, meist mit Beatmung durch Gesichtsmaske oder sogar Intubation. Bei diesen Betroffenen sei die Sterblichkeitsrate hoch, anders als bei der überwiegenden Zahl der leichter Infizierten, bei denen die medizinische Behandlung derjenigen ähnelten, die bei einer schweren Grippe. Auch der äußere Verlauf der Erkrankung sei bei Corona und Influenza vergleichbar, allerdings mit dem gravierenden Unterschied, dass gegen das Covid19-Virus derzeit weder ein Medikament, noch ein Impfstoff zur Verfügung stehe.

Abgeordneter Jochen Haußmann, der kurz zuvor in einer dreistündigen Corona-Debatte des Landtages als gesundheitspolitischer Sprecher die Position der oppositionellen FDP/DVP-Fraktion vertreten hatte, bemängelte, dass hinter den für Baden-Württemberg beschlossenen Lockerungen weder Strategie noch Konsequenz ersichtlich sei. Einige der von der grün-schwarzen Landesregierung per Verordnung beschlossenen Maßnahmen seien kaum nachvollziehbar und manche gänzlich unverständlich.

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Jochen Haußmann

Als ein Beispiel von vielen nannte er die für Profi- und Amateur-Sportvereine unterschiedlichen Betätigungs-Auflagen. Zuständig für die Beschlüsse seien allein die jeweiligen Bundesländer. Kritisch müsse auch gewertet werden, wie wenig die Exekutive die gesetzgeberische Zuständigkeit der Parlamente und ihren breiten Sachverstand berücksichtige.

Einigkeit bestand bei Dr.med. Rainer Sätzler und Jochen Haußman,MdL, dass angesichts der unbekannten Dimension der Bedrohung zu Beginn der Pandemie in Deutschland der shutdown richtig war, nun aber erkennbar deutlich Erleichterungen an der Zeit seien.

Wie bereits in seinem offenen Brief kritisierte der Mediziner deutlich, dass sich trotz merklich entspannter Pandemie-Lage in Deutschland Politik und Medien weiterhin überwiegend und recht einseitig auf die Empfehlungen weniger renommierter Wissenschaftler stützten, um massive Eingriffe in Grund- und Freiheitsrechte zu rechtfertigen. Andere fundierte wissenschaftliche Meinungen, deren Berücksichtigung wesentlich geringere Eingriffe erforderten, würden eher unterdrückt.

Diesen Vorwürfen folgte eine breite Diskussion über die Rolle der „Presse“ und der „social media“. Tenor dabei war, in den „social media“ fände man Nachrichten und Kommentare, die in „der Presse“ nicht zu lesen seien.

DJV-Landesvorstandsmitglied Wolfgang Heinzel trat einer verbreiteten pauschalen Medienschelte mit einer klaren Feststellung entgegen: „Die meisten Journalisten nehmen ihre Verantwortung wahr, recherchieren ihre Quellen sorgfältig und berichten sachlich und gewissenhaft“. Wie den gewählten Politikern falle es aber selbst qualitativ anspruchsvollen Medien schwer, sich ein eigenes fachlich kompetentes Urteil darüber zu bilden, welche der vielen verschiedenen wissenschaftliche Feststellungen relevant und richtig seien. Daher neigten auch die sogenannten Leitmedien dazu, sich wissenschaftlichen Mehrheitsmeinungen anzuschießen. Seriöse journalistische Arbeit bedeute eben auch, sorgfältig auszuwählen, was berichtet werden kann.

Mit dieser Erklärung gaben sich manche Teilnehmer nicht zufrieden und moniert, dass Medien generell zu wenig umfassende Information und Transparenz böten und mehr den Eindruck von „Hofberichterstattung“ erweckten, während man „im Netz“ viel mehr Informationen finde.

„Mit sensationellen Behauptungen und glatten Lügen im virtuellen Raum lassen sich Millionen verdienen“, entgegnete Wolfgang Heinzel. In den sogenanten „social media“ könne sich jede und jeder nahezu unkontrolliert und ohne finanziellen Einsatz und Risiko äußern.

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Wolfgang Heinzel

Das Gegenteil treffe auf seriöse Journalisten und Medien zu, denn die benötigten für ihre per Grundgesetz demokratisch legitimierte Aufgabe eine gründliche Ausbildung und für Recherche und Produktion eine personell und finanziell angemessene Ausstattung. Daran werde in Medienhäusern leider immer rasanter und heftiger gespart.

Als Moderator fragte Dr. Josef Dornbach auch nach Mittel und Wegen, mit denen die Wirtschaft wieder in Gang gebracht werden könne.

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Dr. Josef Dornbach

Den liberalen Weg aus der Krise erläuterte MdL Jochen Haußmann, der auf die Vorschläge verwies, die von der FDP/DVP-Landtagsfraktion Mitte Mai in einem umfangreichen Positionspapier zum Anschieben der Wirtschaft gemacht worden waren und hier nachgelesen werden können: https://fdp-dvp-fraktion.de/downloads/2020/05/aufschwung-2022-liberale-wege-aus-der-wirtschaftskrise.pdf/.

Den Abschluss des knapp zweistündigen virtuellen Themen-Stammtisches der Schurwald-FDP  bildeten Fragen und Meinungsäußerungen einiger Zuschauer und der Dank des FDP-Ortsvorsitzenden Dr. Josef Dornbach an alle Referenten und Teilnehmer/innen. Hierzu können Sie unter „Meinungen“ auf dieser Homepage den Kommentar von Dr. Dornbach lesen.

Der Verlauf der ersten öffentlichen Video-Konferenz und das Echo auf diese Premiere seines ersten virtuellen Themen-Stammtisches ermuntert den FDP-Ortsverband Schurwald zu weiteren Veranstaltungen dieser Art.

-lm-

28/05/2020