Coronakrise – ein Gastbeitrag Dr. med. Sätzler

Gastbeitrag des
Dr. med. Rainer Sätzler

Leitender Oberarzt


Nachstehend veröffentlicht der FDP-Ortsverband Schurwald einen  Beitrag des Herrn Dr. Sätzler zur Situation bei der Bewältigung der Coronakrise aus seiner Sicht als leitender Oberarzt und kritischer Bürger, den er als Brief an den Vorsitzenden der FDP-Fraktion im Landtag von Baden-Württemberg Dr. Hans-Ulrich Rülke  verfasst hat. Mit Dr. Sätzler ist die Veröffentlichung hier abgesprochen.

Bitte nehmen Sie die Aufforderung von Herrn Dr. Sätzler auf und schreiben Sie uns, der FDP Schurwald, Ihre Meinung. Sie können den Beitrag auch teilen mittels Klick auf den grauen Balken.

An den Landtagssabgeordneten BW und
Fraktionsvorsitzenden der FPD
Herrn Dr. Hans-Ulrich Rülke

Zerrennerstr. 26
75172 Pforzheim

Sehr geehrter Dr. Rülke,

als freier Bürger dieses demokratisch geprägten Landes und als Arzt bin ich ein politisch interessierter Mensch, der allerdings keiner Partei angehört, aber tendenziell immer eine liberal-konservative Meinung vertreten hat und immer noch vertritt.

Die Coronakrise ist derzeit das überragende Thema in der Politik und dominiert unser gesellschaftliches Zusammenleben, den zwischenmenschlichen Umgang und Diskurs miteinander in einem nie dagewesenen Ausmaß, das ich für sehr besorgniserregend finde und ich mich gezwungen sehe, meine Stimme zu erheben. Deshalb dieser Brief an Sie.

Die Infektionskrankheit (COVID 19 – corona virus disease 2019) wird durch das Coronavirus SARS-CoV-2 verursacht und scheint, wie uns die Bilder aus Norditalien, China und USA veranschaulichen, sehr kontagiös zu sein. Aus meiner bescheidenen Erfahrung und fachlichen Gesprächen mit Kollegen, die direkt mit den C-Patienten zu tun haben, erkenne ich, dass zum einen vorwiegend ältere Patienten mit multiplen Co-Morbiditäten betroffen sind und  der Verlauf der Erkrankung gerade bei diesen Patienten durchaus dramatisch sein kann. Es scheint sich abzuzeichnen, dass sobald der Patient beatmungspflichtig wird und maschinell beatmet werden muss, die Letalität bei mindestens 50% liegt. Das bestätigen mittlerweile auch internationale Publikationen.

Diese ersten Beobachtungen aus China und Norditalien führten letztendlich dazu, dass sich der deutsche  Staat und letztendlich die eigenverantwortlichen Landesregierungen gezwungen sahen, noch nie dagewesene Zwangsmaßnahmen basierend auf dem Infektionsschutzgesetz IfSG durchzusetzen, die mit einer ungeheuerlichen Einschränkung der bürgerlichen Grundrechte verbunden waren und noch sind. Zu Anfang dieser Entwicklung hatte die Einführung dieser Maßnahmen durchaus ihre Berechtigung und wurde von der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung mitgetragen und sogar unterstützt. Das schlagende Argument, mit Hilfe eines Lockdown und der Quarantänemaßnahmen dem Gesundheitssystem und den Krankenhäusern Zeit zu verschaffen, sich adäquat auf die erste Welle der Pandemie vorzubereiten, war an sich schlüssig und vollkommen nachvollziehbar.

Die politischen Entscheidungsträger und auch die Leitmedien berufen sich auf den Ratschlag und die Empfehlung weniger renommierter Wissenschaftler, wie Prof. Wieler vom RKI, Prof. Drosten von der Charité und auch zeitweilig von Prof. Kekulé. Diesen Experten wird eine breite mediale Plattform und Präsenz in Form von Talkshows und Nachrichteninterviews sowie wohlgesonnener Zeitungsartikeln geboten. Man wird den Eindruck nicht los, dass es sich hier um eine Meinungsherrschaft oder Meinungshoheit der Leitmedien handelt, die über allem erhaben ist. Die Meinungen dieser Experten, die sich nicht auf Erfahrungswerte berufen, sondern auf eine einseitige Interpretation fragwürdig erhobener Zahlen beziehen, scheint unumstößlich zu sein – wobei auch hier einige statistische Begrifflichkeiten falsch angewendet werden.

Andere Meinungen, die von ebenfalls sehr renommierten und verdienten Wissenschaftlern vertreten werden, werden medial nicht nur komplett unterdrückt, sondern auf eine perfide Art und Weise diffamiert. Zu diesen Wissenschaftlern zählen Herr Prof. Bhakdi, Frau Prof. Mölling, Dr. Wodarg und auch Prof. Streek, sowie der Hamburger Pathologe Prof. Püschel. Gerade Herr Prof. Bhakdi, wird in den Medien als spinnerter und geltungssüchtiger emeritierter Professor dargestellt.

Doch nun sind mittlerweile fast 5 Wochen vergangen, die Ein- und Beschränkungen halten weiterhin an, ohne klare Aussicht auf Besserung bzw. Lockerung. Einzelne Geschäfte dürfen unter Auflagen öffnen, Betriebe versuchen wieder in die Produktion einzusteigen. Aber die Bürgerrechte, wie das Versammlungsrecht zum Beispiel, bleiben weiterhin außer Kraft gesetzt. Wir Bürger müssen mittlerweile über die Verfassungsgerichte unsere Bürgerrechte einklagen und bekommen zum Glück auch zunehmend Recht.

Ich wende mich an Sie als Landtagsabgeordneter meines Wahlkreises mit folgenden Bedenken:

  1. Versuchen Sie im Interesse Ihrer Wähler Einfluss zu nehmen, dass die Einschränkungen der persönlichen Freiheitsrechte und Bürgerrechte sowie Grundrechte aufhören. Behandeln Sie uns als mündige Bürger, die in den allermeisten Fällen (Außnahmen gibt es immer) sich sehr vernünftig und rational verhalten. Wir brauchen keine Belehrung von der Politik.
  2. Geben Sie den Bürgern endlich die Möglichkeit sich auch in den öffentlich rechtlichen Medien, für die wir sehr viel Geld gezwungenermaßen entrichten müssen, objektiv mit der Materie auseinander setzen zu können, indem Sie auch jenen Wissenschaftlern das Wort erteilen, die nicht mit dem sogenannten Mainstream Journalismus und der einseitigen Politikmeinung übereinstimmen. Diese Persönlichkeiten sind keine Verschwörungstheoretiker, sondern wissenschaftlich ausgebildete Akademiker, die ihre Meinungen genauso wissenschaftlich fundiert und belegt vortragen können.
  3. Hören Sie damit auf, unnötig Ängste in der Bevölkerung zu schüren, in dem ständig in den Medien einseitig über die Corona-Pandemie berichtet wird. Die Menschen vor Ort und in den Gemeinden sind in Panik. Das Denunziantentum, das ich aus den Geschichtsbüchern über das 3. Reich und der DDR kenne, scheint doch nicht ausgemerzt worden zu sein, wie man vom Freundeskreis hört und liest. Dazu beigetragen hat Ihr Kollege Herr Strobl der genau zu diesem miesen Charakterzug einer Spießergesellschaft öffentlich aufgerufen hat. Er nannte es politisch korrekt nämlich ` gegenseitige Corona-Überwachung`. Es ist aber nichts anderes als eine Aufforderung zur Bespitzelung und Denunziation. Das ist nicht die FDP, die ich von früher her kannte. Wo bleiben Ihre Parteimitglieder, die sich dagegen auflehnen, oder finden Sie es doch gut? Keine klärenden Worte? Keine Gegenstimmen?
  4. Beenden Sie die spürbare politische Absicht, unter dem Deckmantel und Vorwand der Pandemie, einen Überwachsungsstaat wie zu DDR-Zeiten einzuführen, der alles zu kontrollieren hat. Was daraus wurde, hat die Geschichte gezeigt. Verbieten Sie die Einführung von Handyapps, die an sich nur dazu dienen sollten, Bewegungsprofile potentiell Infizierter aufzuzeichnen und um Personen, die sich in deren Nähe aufhielten, zu warnen. Angeblich alles anonym? Das glaubt Ihnen doch kein Mensch.
  5. Erheben Sie Ihre Stimme und hören Sie auf, Begrifflichkeiten, wie Reichensteuer, Grundsteuererhöhung, Enteignungen, Mietendeckel, notwendige Einschränkung der Bürgerrechte, Coronaüberwachung, Zwangsimpfungen, Reiseeinschränkungen, Bewegungseinschränkung unkommentiert stehen zu lassen. Oder hat der Sozialismus nach 30 Jahren Fall der Berliner Mauer doch obsiegt? Die FDP und die CDU standen früher nämlich für genau das Gegenteil. Freiheit, Recht, Meinungsfreiheit, Vielfalt, Meinungsvielfalt und berufliche Aufstiegsmöglichkeiten und wirtschaftliche Prosperität.
  6. Beenden Sie endlich die Zerstörung und den Niedergang unserer mittelständischen Wirtschaft. Nach 5 Wochen Lockdown muss der Betrieb wieder in Fahrt kommen und zwar nicht in zögerlichen Schritten. Es gibt keine vernünftige wissenschaftlich fundierte Grundlage, die einen weiteren Lockdown und die Quarantäne der Menschen rechtfertigt. Reagieren Sie, bevor es zu spät ist. Erheben Sie auch mal öffentlich  Ihr Wort gegen Frau Bundeskanzlerin Merkel, die meines Erachtens ohne Rücksicht auf Verluste ihre Agenda durchsetzt und alle anderen mundtot macht, wie damals bei der Eurokrise und Flüchtlingskrise.

Zum Schluss möchte ich Ihnen noch einige Gedanken aus dem Alltag eines Mediziners mitgeben, der in der Phase der Coronapandemie die Aktivitäten im Krankenhaus genau beobachtet hat:

Mir geht es hierbei, um es vorweg zu nehmen, um den Kollateralschaden, der durch die Pandemieregelungen an Krankenhäusern, an ambulanten Patienten und Tumorpatienten entstanden ist und über den überhaupt nicht berichtet wird:

Aus vielen Gesprächen mit Kollegen unterschiedlicher Fachrichtungen und den Notfallambulanzen geht hervor, dass die Anzahl der akuten Notfälle, die Tag täglich in die Notaufnahmen bis zur Corona-Krise verbracht wurden, um mehr als 50% zurück gegangen ist. Wo sind diese Menschen geblieben? Was wurde aus Ihnen? Gibt es keine akuten Krankheitsbilder mehr? Ich glaube kaum!

So berichteten Kardiologen, dass die Anzahl akute Myokardinfarkte, die im frühen Stadium der Erkrankung mit einer Katheterintervention erfolgreich behandelt werden können, deutlich abgenommen hat. Wie ist das zu erklären? Entweder, die Patienten sitzen Ihre Brustschmerzen aus und bleiben mit einem dauerhaften Herzmuskelschaden zurück, wodurch sich ihre Lebensqualität deutlich verschlechtert, die Arbeitsunfähigkeit zunimmt und sich die Lebenserwartung deutlich reduziert? Oder versterben sie einfach am Myokardinfarkt zu Hause? Diese Dunkelziffer ist schwer zu bestimmen, wichtig ist aber, dass man diesen Patienten vor der Panedmie noch hätte helfen können.

Die Neurologen berichten, dass nur noch ein Bruchteil akuter Schlaganfälle sich in den Notfallambulanzen einfindet. Wie beim Herzinfarkt ist das therapeutische Zeitfenster, in dem eine Therapie erfolgreich angewendet werden kann, sehr eng begrenzt. Hier zählt jede Minute. Jetzt präsentieren sich die Patienten leider mit einem manifesten Schlaganfall im Endstadium. Eine Heilung ist hier nicht mehr möglich. Die Patienten bleiben dauerhaft gelähmt, Lebensbiografien werden durchkreuzt, die Berufsunfähigkeit ist schon vorprogrammiert. Die persönlichen, zwischenmenschlichen, familiären und finanziellen Schäden können nur annähernd geschätzt werden und sind nicht zu überblicken.

Die Viszeralchirurgen berichten, dass die Anzahl perforierter Gallenblasenentzündungen seit Beginn der Pandemie signifikant zugenommen hat. Das Krankheitsbild einer perforierten Cholezystitis war bis zu Beginn der C-Krise eine sehr seltene Erkrankung, weil die Patienten normalerweise schon bei den ersten Symptomen, also in der Frühphase dieser Erkrankung, sich in den Notfallambulanzen einfinden. Auch diese Patienten kommen nun viel zu spät ins Krankenhaus und müssen unter deutlich erschwerten Bedingungen als Notfall operiert werden, von den Folgeerscheinungen abgesehen, die mit einer eitrigen Peritonitis und Sepsis einhergehen. Die Krankheitsverläufe sind wesentlich dramatischer und können auch tödlich verlaufen. Die Krankenhausaufenthalte sind deutlich verlängert. So haben die Viszeralchirurgen haben in den letzten 3 Wochen mehr perforierte Cholezystitiden operiert als in den in den letzten 3 Jahren.

Werden alle betroffenen Menschen gefragt, warum sie so spät sich gemeldet haben, so sticht eine Gemeinsamkeit heraus:  Es ist die Angst der Menschen, sich im Krankenhaus mit dem C-Virus anstecken zu können, weil angeblich die Krankenhäuser mit diesen Corona-infizierten Patienten überfüllt sind und die Übertragungs- und Ansteckungsgefahr hier am höchsten sein soll. Dieses falsche Bild wird durch die Berichterstattung und Übermittlung von dramatisch übertriebenen Bildern in der Presse gezeichnet und prägt sich erfolgreich bei den Bürgern ein.

Wer sich jedoch im Krankenhaussystem in Deutschland auskennt, weiß, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Die C-Patienten sind isoliert untergebracht, es herrschen strikte Hygienemaßnahmen, wie nie zuvor. Unser Gesundheitssystem ist eines der besten in der ganzen Welt und hat den großen Vorteil, dass es jedem Bürger und Nichtbürger zugutekommt, jeder Patient gleich behandelt wird und der Schwerpunkt auf Prävention liegt. Dies unterscheidet unser System ganz klar von den Health systems in USA, England und auch Italien. Das muss auch einmal der Bevölkerung klipp und klar gesagt werden. Hier müssen Sie Aufklärungsarbeit leisten!

Wer ist dafür verantwortlich, dass die Patienten bis zum letzten Moment schmerzgeplagt zu Hause bleiben, bevor sie einen Notarzt rufen und dann erst eingeliefert werden, wenn eine sinnvolle Therapie leider nicht mehr möglich ist? Wer hat in ihnen diese Panik hervorgerufen, sich nicht in die Notfallambulanzen zu begeben. Sicherlich nicht die Ärzte! Sondern, die einseitig bericht-erstattende und auf Sensationslust fixierte Presse und jene Politiker, die sich von diesen Stimmungsmachern und unausgewogenen, allerdings fachlich kompetenten Beraterstäben, treiben lassen.

Das Schreiben aus dem Innenministerium von Seehofer, in dem zu lesen ist, dass nur durch die Aufrechterhaltung der Panik die Bevölkerung zur Vernunft gebracht werden kann, ist sehr entlarvend und lässt tief blicken:  `um die gewünschte Schockwirkung zu erzielen…. Qualvolles Ersticken zu Hause etc. `. Alleine diese Gedanken zu hegen, ist schon eine Unverschämtheit und zeigt, wie weit sich die Kluft zwischen Politikern und Bürgern aufgetan hat. Das sind manipulative Vorgehensweisen und Gedanken, die ich eher einer südamerikanischen Diktatur der 80er und 90er Jahre zugeschrieben hätte, als einem noch sehr demokratisch ausgerichteten Staat, wie unserer Bundesrepublik Deutschland. Dieses Schreiben zeigt mir ganz deutlich, was die Politikerkaste von uns Bürgern hält. Glauben die wirklich, dass wir so dumm sind und die Manipulation nicht bemerken?

Ich denke, dass es jetzt an der Zeit ist, das normale Leben in Deutschland wieder beginnen zu lassen. Hierzu sollten bestimmte Risikogruppen, wie die Älteren in Pflege- oder Altersheimen weiterhin streng abgeschirmt und getestet werden. Der Zugang zu Krankenhäusern sollte ebenfalls nur für die Patienten und die nächsten Angehörigen, lediglich nur eine Person, für die nächsten Wochen erlaubt sein.

Bitte kehren Sie zur Vernunft zurück und bringen Ihren gesunden Menschenverstand und Realitätssinn wieder in den politischen Diskurs ein. Lassen Sie auch die kritischen wissenschaftlich fundierten Stimmen zu, damit sich die Bevölkerung wieder objektiv auch im Mainstream-Journalismus informieren kann und nicht auf alternative Medien zurückgreifen muss.

Vielen Dank für Ihre Zeit, sollten Sie sich die ernsthafte Mühe gemacht haben, meinen Brief selbst zu lesen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. med. Rainer Sätzler
Kantstraße 1/1
73773 Aichwald

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